Aus höherer Perspektive betrachtet finde ich es höchst spannend, was dieser Tage in unserer Welt passiert – unsere Beschleunigungsgesellschaft mit ihrem Arbeitsdruck und überhitztem Aktivismus wird von jetzt auf gleich ausgebremst, das öffentliche Leben kommt zum Erliegen und wir sind kollektiv zum Nichts-Tun verdammt.

Wenn wir damit ruhig werden, können wir es vielleicht sogar genießen – und Durchatmen!

Chronischer Stress sowie Überbelastung in Beruf und Privatleben haben in den letzten Jahren die Burnout-Erkrankungen drastisch ansteigen lassen. Wir leben in einer Welt, in der oft schon das Grundschulkind einen durchgetakteten Tagesablauf hat und leistungsorientiert funktionieren muss.

Dabei haben Hirnforscher und Psychologen längst herausgefunden, wie wichtig Phasen absichtslosen Nichtstuns sind – nicht nur für Kinder! Sie fördern nicht nur die Regeneration und stärken das Gedächtnis, sondern sind auch die Voraussetzung für Kreativität und für das seelische Gleichgewicht.

Lassen Sie uns die Flexibilität des Home-Office dafür nutzen, beispielsweise einen ausgedehnten Spaziergang in der Mittagssonne zu unternehmen, bevor es wieder an den Schreibtisch geht.

Unser/e PartnerIn freut sich vielleicht, uns mal tagsüber zu erleben und nicht erst erschöpft nach einem langen Arbeitstag.

Die freien Abende laden ein, Gespräche mit unseren Kindern zu führen oder mal was zu spielen.

In Italien singen die Menschen allabendlich gemeinsam auf ihren Balkonen. Sind wir also gespannt, was aus dieser Krise noch alles an Gutem erwachsen wird:

• Werden wir in den Unternehmen einen Innovationsschub erleben, weil die Ideen viel besser sprudeln, wenn man gerade nicht im Hamsterrad rennt?
• Erfahren UnternehmerInnen, dass sie sich auf ihre Mitarbeitenden auch auf Distanz verlassen können? Gibt das der Umsetzung von New-Work-Ansätzen zusätzliche Dynamik?
• Erwartet uns ein Babyboom, weil wir wieder mehr Zeit füreinander haben?
• Bringt der Corona-Virus bessere Resultate als jeder Klimagipfel, was die Verringerung des CO² - Ausstoß angeht? Darf auch die Natur mal durchatmen?

Jede Krise, ob individuell oder kollektiv, verlangt von uns, vertraute Denk- und Handlungsmuster zu verlassen. Die kollektive Verlangsamung gibt uns die Chance, gemeinsam hinzusehen und hinzuspüren.

Mögen neue Antworten zum Wohle dieser Welt aufsteigen!

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